Bedeutung von CGRP bei Migräne
CGRP spielt im Migränegeschehen eine Schlüsselrolle. Injiziert man Migränepatienten CGRP, bekommen 57 % eine Migräneattacke (1).
Bei einer Migräne wird zunächst der Trigeminusnerv durch bestimmte Reize aktiviert. Dies können chemische Substanzen, Allergene, Infekte oder Entzündungen sein. Die Nervenenden des Trigeminusnervs schütten daraufhin CGRP aus.
CGRP bindet dann an umliegende Gefäße, die sich dadurch stark erweitern. Diese Gefäßerweiterung wird durch den Trigeminusnerv wahrgenommen, der daraufhin Schmerzsignale ans Gehirn sendet.
Gleichzeitig passiert noch etwas: Durch die Gefäßerweiterung wird der Trigeminusnerv weiter aktiviert, woraufhin er noch mehr CGRP ausschüttet. Dies erklärt, warum die Migräneschmerzen schnell sehr intensiv werden, wenn die Kaskade einmal in Gang gesetzt ist.
Trigeminusaktivierung durch Migräneaura
Auch eine Aura kann den Trigeminusnerv aktivieren. Dies erklärt, warum auf die Aura oft Migräne-Kopfschmerzen folgen. Bei einer Aura kommt es zu einer wellenförmigen Erregung von Nervenzellen im visuellen Cortex, dem Sehzentrum des Gehirns. Dadurch verändert sich die Hirnflüssigkeit: Sie enthält dann mehr CGRP und andere Stoffe, die Entzündungen fördern. Die veränderte Hirnflüssigkeit aktiviert den Hauptknotenpunkt des Trigeminusnervs, das Ganglion trigeminale. Die Nervenenden des Trigeminusnervs schütten daraufhin in den Hirnhäuten CGRP aus. Die Gefäße erweitern sich und die oben beschriebene Kaskade wird hier ebenfalls in Gang gesetzt.
Hemmung von CGRP als Therapieansatz
Da CGRP bei Migräne eine Schlüsselrolle spielt, ist eine Hemmung des Moleküls ein vielversprechender Therapieansatz. Zu diesem Zweck wurden CGRP-Antagonisten und CGRP-Antikörper entwickelt, die beide auch CGRP-Blocker genannt werden.
CGRP-Antagonisten
CGRP-Antagonisten binden an CGRP-Andockstellen (CGRP-Rezeptoren) in den Blutgefäßen. Dadurch kann CGRP dort nicht mehr binden und die Gefäße nicht mehr erweitern.
CGRP-Antikörper
CGRP-Antikörper binden an CGRP selbst, wodurch es ebenfalls nicht mehr an CGRP-Rezeptoren andocken kann.
CGRP-Antikörper werden nur vorbeugend angewandt. CGRP-Antagonisten kommen sowohl vorbeugend als auch bei einer Migräneattacke zur Schmerzlinderung zum Einsatz. Obwohl beide Ansätze bei Migräne gut wirken, werden sie nur vereinzelt eingesetzt. Denn es gibt auch viele Patienten, die nicht auf die Therapie ansprechen. Außerdem fehlen langfristige Daten zur Sicherheit.

Zielt auf den ursächlichen Schlüsselmechanismus der Migräne-Entstehung ab
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Quellen
(1) Hansen JM, Hauge AW, Olesen J, Ashina M. Calcitonin gene-related peptide triggers migraine-like attacks in patients with migraine with aura. Cephalalgia. 2010 Oct;30(10):1179-86.
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