IL-6 bei Migräne
Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen IL-6 und Migräne: Migränepatienten weisen eine höhere Konzentration an IL-6 im Blut auf als Menschen, die nie Migräne haben. Bei Patienten mit chronischer Migräne ist IL-6 auch stärker erhöht als bei Patienten mit der episodischen Form (1). Bei einer episodischen Migräne treten Migräneanfälle an weniger als 15 Tagen im Monat auf. Bei der chronischen Form an 15 oder mehr Tagen.
IL-6 und andere Entzündungsfaktoren reizen die Enden des Trigeminusnervs. Dadurch wird die Schmerzempfindlichkeit und die Migräneanfälligkeit erhöht. Selbst harmlose Reize wie Gerüche, Hormonschwankungen oder Abgase können dann einen Migräneanfall auslösen.
Der Trigeminusnerv ist der zentrale Schmerznerv bei Migräne. Er reagiert nicht nur auf die Entzündung selbst, sondern auch auf die Erweiterung der Blutgefäße, die während einer Entzündungsreaktion stattfindet. Denn in den Gefäßwänden sitzen Rezeptoren des Trigeminusnervs, die die Dehnung der Gefäße wahrnehmen und diese Information an Schmerzzentren im Gehirn weiterleiten.
Interaktion mit CGRP
IL-6 interagiert auch mit anderen Faktoren, die im Migränegeschehen eine zentrale Rolle spielen. Von Bedeutung ist hier vor allem CGRP. Während eine Migräneattacke sind sowohl IL-6 als auch CGRP im Blut erhöht (2).
IL-6 kann einerseits die Freisetzung von CGRP fördern. CGRP kann ebenfalls eine Migräne auslösen und verstärken. Denn es wirkt stark gefäßerweiternd, was, wie oben beschrieben, von den Trigeminusenden wahrgenommen wird.
Umgekehrt fördert CGRP aber auch die IL-6 Produktion, wodurch die Entzündungsreaktionen weiter voranschreiten. Durch dieses Zusammenspiel werden die Entzündungen verstärkt. Als Folge erreichen die Migränekopfschmerzen schnell eine hohe Intensität.
CGRP- und IL-6-Hemmung als Therapieansatz
Da CGRP und IL-6 bei Migräne eine so wichtige Rolle spielen, ist deren Hemmung ein vielversprechender Therapieansatz. Die Hemmung von IL-6 kann bei Mäusen Migräne-ähnliche Schmerzen verringern, aber es gibt leider noch keine klinischen Studien am Menschen.
CGRP-Blocker sind aber als Migräne-Medikamente erhältlich. Sie können die Migräneintensität und -häufigkeit verringern. Aus Arbeiten an Mäusen weiß man, dass eine Hemmung von CGRP auch IL-6 senkt.

Wirksame und natürliche Vorbeugung von Migräne mit oder ohne Aura
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Quellen
(1) Wang F, He Q, Ren Z, Li F, Chen W, Lin X, Zhang H, Tai G. Association of serum levels of intercellular adhesion molecule-1 and interleukin-6 with migraine. Neurol Sci. 2015 Apr;36(4):535-40.
(2) Han D. Association of Serum Levels of Calcitonin Gene-related Peptide and Cytokines during Migraine Attacks. Ann Indian Acad Neurol. 2019 Jul-Sep;22(3):277-281.
(3) Ma W, Quirion R. Increased calcitonin gene-related peptide in neuroma and invading macrophages is involved in the up-regulation of interleukin-6 and thermal hyperalgesia in a rat model of mononeuropathy. J Neurochem. 2006 Jul;98(1):180-92.schließen